Die Farbe in der Unschärfe und kindliches Sehen / Praxis, Der Bayerische Rundfunk war zu Gast

Mein letzter Eintrag in dieser Chronik liegt nun leider bereits fast zwei Wochen zurück, aber die Wetterlage in den letzten Tagen und die damit verbundene Mückenplage haben das Fotografieren im Freien zur Tortur werden lassen. Ich hatte mich deswegen lieber um die "Heimarbeit" rund um meine Ausstellung im Weytterturm Straubing bemüht, die langsam aber sicher vor der Tür steht. An meinen letzten Eintrag über das kindliche Sehen gedanklich anschließend, konnte ich dennoch eine kleine Handvoll Aufnahmen machen.


Die große Frage, die sich stellte, war ja die: Wie lassen sich die Farben der Natur isoliert von ihrem Inhalt darstellen und wird man diese Farben dennoch mit dem gängigen Naturbegriff assoziieren können, wollen oder sogar müssen? Ausgehend der technischen Möglichkeiten einer Kamera (hier genauer: des Objektives) ist die erste mögliche Antwort darauf naheliegend: Durch Unschärfe. Ich versuchte also den bereits besprochenen Zufall, beschrieben im Eintrag vom
02. August 2021, bewusst zu wiederholen und methodisch anzuwenden. Das war ein überaus interessantes Vorgehen, von Grund auf ungewohnt und immer begleitet von der erlernten kritischen Stimme im Hinterkopf, dass ein unscharfes Foto nur ein "schlechtes" Foto sein könne. Ob es das menschliche Gehirn von Grund auf so handhabt oder dies individuell ausfällt, kann ich nicht beantworten, aber es ist mir persönlich überraschend schwer gefallen, im Freien (also nicht im Atelier vor meinem Farbschrank oder der Leinwand stehend...) nur nach Farbe zu suchen und den Inhalt wie auch die Komposition zu ignorieren. Tatsächlich glaube ich, das mir dies im ersten Versuch auch nicht gelungen ist, wie die unten zu sehenden Fotobeispiele zeigen werden. Etwas wehrt sich in mir, auf der Suche nach einem Bild, den Großteil des hierzu Erlernten währenddessen auszuschließen. Wie die meisten Dinge im Leben wird es sich zwar auch hier um eine Frage der Übung handeln, aber ich will dabei auch nicht unbedingt riskieren, mir die Gedanken rund um Darstellung und Bildaufbau ganz "abzutrainieren"... eine wohl eher irrationale Sorge, aber wer weiß.


Alleine durch die Unschärfe der Aufnahmen war es nicht möglich, den assoziierbaren Inhalt für den Betrachter auszuschließen, das wurde schnell deutlich. Der unscharfe Horizont blieb, vorherrschend vor seinen Farben, ein Horizont. Um das zu ändern, wäre es nötig geworden, die Fotografien
derart unscharf aufzunehmen, dass dabei auch die Farben ineinander, in eine nahezu monochrome Fläche "verschmolzen" wären. Ich habe mich deshalb mit dem einfachen Mittel beholfen, die Aufnahmen um 90 Grad zu drehen, was es bei manchen der Fotografien tatsächlich erstaunlich schwierig gemacht hat, etwas anderes als Farbe und Abstraktion darauf zu erkennen.


In anderer Sache: Der Bayerische Rundfunk will über die Sommerausstellung 2021 der GBK im Rittersaal Straubing im Fernsehen berichten und war im Rahmen dessen auch bei mir im Atelier zu Gast, um den Zuschauern der "Abendschau" meine Arbeit ein wenig vorzustellen. Wie ich zu dieser Ehre kam, weiß ich nachwievor nicht so recht, aber es war mit Sicherheit eine schöne Überraschung, für die ich sehr dankbar bin!


Link zum Clip


(Externe Seite in neuem Fenster; Weiterleitung zur Mediathek des Bayerischen Rundfunks)


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