Färbung von Dünnschnittpräparaten mit FCA nach Etzold, Gartenbau und Renaturierung, Rahmung

Die letzten drei Wochen waren leider ungemein arbeitsreich, weswegen ich nicht die Menge an Zeit für das Fotoprojekt übrig hatte, die ich gerne gehabt hätte... wie dem auch sei, ein paar neue Zwischenergebnisse gibt es nun aber doch.


Ich habe die ersten Schritte unternommen, ein sauberes Dünnschnittpräparat mithilfe des Handmikrotoms herzustellen, wobei der in der Literatur oft genannte Hinweis, aller Anfang sei hierbei schwer, eindeutig richtig ist. So war das Holundermark, das man zu diesem Zweck als Umschließungsmedium (nicht zu verwechseln mit einem Einbettungsmedium wie bspw. Paraffin) benutzt, in meinem Fall zu frisch und darum nicht, wie erforderlich, von der Rinde zu trennen. Technisch gesehen geht es darum: Um ein sogenanntes Dünnschnittpräparat für die Betrachtung durch das Mikroskop zu fertigen, bedient man sich in aller Regel eines Mikrotoms, in meinem Fall eines Handzylindermikrotoms und eines Mikrotommessers (zur Not auch eines guten Rasiermessers). Möchte man nun beispielsweise den Querschnitt (ein Schnitt also im 90°-Winkel zur "Faser") eines Blattstieles betrachten, so legt man diesen Stiel zwischen zwei Holundermarkstückchen (es gibt hierfür natürlich auch andere Medien) und gibt dieses "Paket" in das Zylindermikrotom, wo es, ähnlich wie in einem Schraubstock, festgeklemmt wird. Es folgt ein erster grober Schnitt, um die Oberfläche zu glätten; Blattstiel und Holundermark haben nun eine ebene gleichmäßige Oberfläche auf der selben Höhe. Durch eine Drehung am skalierten Mikrotomfuß wird dieses Paket nun ein sehr(!) kleines Stück weit nach oben gefahren, wo ein weiterer Schnitt erfolgt. Dies geschieht so lange, bis ein sauberer Dünnschnitt gelungen ist. Soviel also zur sehr vereinfachten Theorie des Ganzen. Leider gelang der erste Versuch, wie bereits angedeutet, bei mir nicht wirklich. Ich habe daraufhin das Messer nachgeschärft und versuche momentan ein paar Stücke von Holundertrieben zu trocknen, um sie besser schälen zu können. Ebenso will ich versuchen im Vorfeld des Schnittvorganges, ein alkoholhaltiges Fixiermittel an den Blattstielen anzuwenden, was laut meinen Recherchen das Gewebe verhärten und den Schneidevorgang somit erleichtern soll. Wenn mir die ersten Schnitte nun also auch zu dick geraten sind, wollte ich dennoch den zweiten Schritt testen und eine Präparatfärbung durchführen, was erfreulicherweise auf Anhieb gelang. Verschiedenste Färbemittel für die verschiedensten Gewebearten sind im Handel erhältlich; aufgrund vieler Empfehlungen in der Literatur entschied ich mich zu Beginn für eine FCA-Färbung nach Etzold, die sich für die Botanik bewährt hat (FCA= Fuchsin, Chrysoidion & Astrablau). Der Färbevorgang an sich ist relativ einfach zu erledigen, ihn hier näher zu beschreiben hätte in meinen Augen keinen nennenswerten Mehrwert. Die Ergebnisse dieses ersten Versuches sieht man weiter unten, wobei sich bei dieser Art der Färbung die unverholzten Zellwände als blaue Strukturen zeigen, die cutinisierten (siehe Wikipedia zu "Cutin" bzw. "Cuticula") Zellwände wiederum rot. Wenn diese Färbungen auch aus dem vornehmlich analytischen Bestreben heraus entwickelt wurden, verschiedenartige Zellstrukturen unter dem Mikroskop besser unterscheidbar bzw. sichtbar werden zu lassen, so glaube ich, dass sie auch in künstlerischer Sicht eine gewisse Möglichkeit bieten, zumal es ihrer doch relativ viele gibt. Die unten zu sehenden Mikrofotografien stellen das gefärbte Präparat jeweils in 100-facher Vergrößerung dar. (Was sich berechnet durch eine 10-fache Vergrößerung des gewählten Mikroskopobjektives und wiederum einer 10-fachen Vergrößerung des Okulars.)


Da bei mir zu Hause in den letzten Wochen reichlich Gartenarbeit anfiel, kam mir der Gedanke, dass auch Gärten, bzw. darauf aufbauend, die sogenannten Renaturierungsmaßnahmen ein besonderes Augenmerk verdient haben könnten, da sie ein in der Gesellschaft vollständig etabliertes Bindeglied zwischen Kultur und Natur darstellen. Vor ein paar Jahren interessierte ich mich sehr für die Gartenkultur des Mittelalters (vor allem für die "Karlsgärten", die aus der Landgüterverordnung Karls des Großen hervorgingen) und habe hierzu noch einige Bücher im Schrank stehen, die ich im Rahmen dieses Fotoprojektes gerne nochmal lesen würde. Vor allem der (angeblich) in einem mittelalterlichen Kloster stattgefundene Wandel zwischen reinem Nutzgedanken des Gartenbaus hin zum Gedanken der bewussten ästhetischen Gestaltung und Betrachtung, scheinen mir unter Umständen relevant zu sein. (Ich glaube Walahfried Strabo hat darüber geschrieben, ich kann mich aber auch irren...)


In praktischer Hinsicht: Ich habe eine Handvoll guter Holzrahmen bestellt, um versuchsweise ein paar Abzüge nebeneinander zu hängen. Der abstrakte Charakter der Mikroskopfotos fügt sich erstaunlich gut neben den Landschaftsfotografien ein. Es soll nur ein erster Schritt sein in Richtung Ausstellungskonzeption, der Weg ist noch ein langer.


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