Das schöne böse Tier

Wie sieht niederbayerische Fauna aus? Diese Frage habe ich mir heute gestellt und wusste nicht recht weiter. Die paar Artenbeispiele, die mir spontan einfielen, teilen sich das gemeinsame Schicksal als Problem zu gelten und regelmäßig erschossen zu werden. Rehe, Feldhasen, Wildschweine, Wölfe, Bären, Bieber etc. sind hinsichtlich einer reibungslosen Land-, Forst-, Wasser- und Viehwirtschaft problematische Existenzen. Ich erinnere mich dunkel daran als Schüler an einer Klassenfahrt zum "Nationalpark Bayerischer Wald" teilgenommen zu haben, wo ich zum ersten Mal Tiere sah, die vor meiner eigenen Haustür hätten leben sollen/müssen. Obwohl ich nun seit über 30 Jahren in Niederbayern lebe, erschien mir der Anblick eines Wolfes im bayerischen Wald so exotisch, dass ich genauso gut eine Giraffe darin hätte verorten können. Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich eine Eule "in freier Wildbahn" sah bzw. hörte, obwohl ich vor meinem Fenster auf eine nicht mal so kleine, unter Naturschutz stehende Baumgruppe blicke. Das Problem des Artenrückganges durch die immer noch zunehmende Zerstörung tierischer Lebensräume ist nichts Neues, wir alle wissen das; spätestens mit der Flurbereinigung hat man den finalen Dolchstoß in diese Richtung getan. Man wird aber dieses Problem womöglich gänzlich zur unlösbaren Aufgabe gemacht haben, wenn erst ausreichend Zeit ins Land gegangen ist und die Macht der Gewohnheit es Normalität werden ließ, dass da vor der eigenen Haustür nur Menschen leben. Ich echauffiere mich über mich selbst, denn mir kam erst heute (also reichlich spät!) der Gedanke, dass zum Begriff der Natur neben der Flora, selbstverständlich auch die Fauna gehöre. Seit viereinhalb Monaten mache ich mir nun Gedanken über die Natur, die mich umgibt und hatte dabei stets nur Pflanzen im Sinn.


An dieser Stelle gilt es nun gezwungenermaßen darüber nachzudenken, inwieweit das große Thema des Naturschutzes in das Fotoprojekt miteinfließen kann, soll oder muss. Das Wesen großer Probleme allzu subtil zu vermitteln, birgt die Gefahr von Missverständnissen in sich, auf der anderen Seite wird aber der so oft zitierte "Wink mit dem Zaunpfahl" gerechterweise als geschmacklos empfunden. Ich bin weder ein Freund der "l'art pour l'art", noch der überfrachteten Belehrung durch die Kunst, vielmehr schwebt es mir vor, Türen zu Themen zu öffnen, durch die man gehen kann aber nicht muss. Man könnte wohl das Schöne neben das Zerstörte hängen, in den Mengenanteilen, wie es tatsächlich der Fall ist. Das kann eine Möglichkeit darstellen. Ich denke, dieses Problem wird sich aber erst dann wieder richtig auftun, wenn genügend Fotografien zusammengekommen sind, um sich über Anzahl und Hängung Gedanken machen zu können. Man wird sehen.


Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen: Der Kormoran ist meines Wissens keine bedrohte Art! (Foto Nr. 1 und 4)


Foto 1:  300mm, F/5.6, 1/500 Sek., ISO-160

Foto 2: 300mm, F/5.6, 1/500 Sek., ISO-320

Foto 3: 219mm, F/7.1, 1/500 Sek., ISO-125

Foto 4: 300mm, F/5.6, 1/500 Sek., ISO-320


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